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AVIVA-BERLIN.de im November 2024 - Beitrag vom 23.11.2009


Hope Sandoval And The Warm Inventions - Through The Devil Softly
Tatjana Zilg

Als feminine Hälfte des Duos Mazzy Star blieb sie AnhängerInnen dunkel-sanfter Musikmagie unvergesslich in Erinnerung. Anfang November 2009 stellte sie im Berliner Astra ihr zweites Solo-Album ...




... und weitere Glanzlichter ihres alle Sinne gefangen-nehmenden Songwritings vor.

In unglaublicher Intensität strahlt ihre Persönlichkeit von der Bühne. Dabei sucht sie nicht auf extrovertierte Art den Kontakt zum Publikum, sondern bevorzugt Nähe ohne allzu viel Direktheit. Für die Betonung ihrer künstlerischen Präsenz sorgt eine bühnenlange Leinwand, auf der sich anmutige Tänzerinnen, indische Maskenträgerinnen und amorphe Gestalten tummeln und in abstrakte Formspiele, Naturspektakel und beängstigende Geistermotive überblendet werden. Die vorüberziehenden Bilder stehen im eindrucksvollen Wechselspiel zu ihren Songs, so dass die KonzertbesucherInnen behutsam verführt werden, sich mit allen Sinnen der Musik und den visuellen Projektionen hinzugeben.

Ganz von selbst werden die surrealen Bildreihen dann in die eigene Imagination einbezogen und der hypnotisch samtige Gesang Hopes rückt in den Vordergrund der Wahrnehmung. Mit einer scheuen Empathie entsendet sie ihre lyrischen Texte, die geheimnisvolle Welten voll schauriger Edgar-Allan-Poe-Schönheit offenbaren, zum Publikum: Ihre Stimme umschmeichelt gekonnt die Klangteppiche ihres hochkarätigen MusikerInnen-Ensembles und lässt ihnen passgenau Zeit für Instrumenten-Soli. Vielschichtige E-Gitarren und Bässe kreieren sphärische Räume, die sich zwischen Pink-Floyd-Visionen und glamourösen Twin Peaks-Sound verorten und mit dezent eingesetzten Autoharps, Vibraphonen, Slide-Gitarren und kristallenen Glockengeläut erweitert werden.

Am Schlagwerk ist auch dieses Mal wieder die Indie-Ikone Colm O´Ciosoig aktiv. Mit My Bloody Valentine nahm er in den 1980er Jahren eine Vorreiter-Position für den späteren Grunge ein. Bereits bei "Bavarian Fruit Bread", dem Solo-Debut von Hope Sandoval, wirkte er als ihr Warm Invention-Partner mit. Acht Jahre sind seitdem vergangen, denn für die amerikanische Songwriterin spielt der Zeitfaktor bei ihrer musikalischen Karriere kaum eine Rolle, was ihr eine natürliche Ehrlichkeit verleiht. Sie lässt sich mehr von dem leiten, wo ihr Herz sie hinzieht als von geradlinigen Überlegungen. So kann sie für die Zwischenzeit auf ansehnliche Kooperationen verweisen: Sie hat mit Devendra Banhart, Air, Bert Jantsch und Death In Vegas zusammengearbeitet und wird außerdem auf dem kommenden Album von Massive Attack zu hören sein. Auch ein neues Album von Mazzy Star ist angekündigt: "Es ist fast fertig, aber wann es veröffentlicht wird, weiß ich noch nicht."

Seit der Gründung im Jahr 1989 wurde das Duo Mazzy Star rasch zu einer Indie-Legende. Gemeinsam mit dem Gitarristen David Roback (zuvor Rain Parade) fesselte Hope Sandoval mit melodramatischen Texten, sehnsuchts-brennenden Melodien und glitzerndem Neo Folk-Sound die Aufmerksamkeit einer erlesenen HörerInnenschaft. Ihre Persönlichkeit trug dazu wesentlich bei, denn schon damals war ihre Bühnen-Performance von einer einzigartigen Zurückgenommenheit gekennzeichnet. Sehr konzentriert widmete sie sich ihrem Gesang ohne jeglichen theatralischen Rockstar-Gestus und war dennoch von einem gänsehaut-erregenden Charisma umgeben. 1993 gelang Mazzy Star mit "Fade Into You" ein Song, der zum erfolgreichen Indie-Hit wurde.

Für "Through The Devil Softly" nahmen sich Hope Sandoval und Colm O´Ciosoig zwei Jahre Zeit. Die Inspirationen zu den schaurig schön dahinfließenden elf Songs entsprangen der dunkel-romantischen Umgebung der irischen Wicklow Mountains. Im sonnigen Nordkalifornien wurde das Album mit Unterstützung bewährter GastmusikerInnen aus dem Freundeskreis vollendet.

Vom ersten Ton an umschmeichelt der Zweitling von Hope Sandoval And The Warm Inventions die Seele und bietet durch träumerische Reflexionen über die Höhen und Tiefen des Lebens Trost und Erkenntnis. In "For The Rest Of Your Life" kommt dies besonders zur Geltung. Düstere E-Gitarren, spooky Glockenspiele und verhaltene Perkussion schlängeln sich unaufhaltsam um die ausdrucksstarke Stimme von Hope Sandoval. "Lady Jessica And Sam" schwebt mehr in Himmelssphären. Der Gesang erhält hier hellere, mädchenhafte Komponenten, betont durch Harfen-ähnliche Akustik-Gitarren-Saitenklänge. Dies setzt sich in "Thinking Like That" fort, während "Trouble" seine einnehmende Kraft wieder in erdigen Rhythmen und rauchig-dahingehauchten Gesang findet.

Weiterhören auf AVIVA-Berlin: Lay Low und Elysian Fields

Hope Sandoval im Netz:www.hopesandoval.com/home.shtml, www.myspace.com/hopesandoval und www.mazzystar.nu

AVIVA-Tipp: Wenn eine das Prädikat "Zum Niederknien schön" verdient, dann Hope Sandoval mit ihren Solo-Projekten. Wie eine Schamanin versteht sie es, tief in die Sinne einzudringen, allen Widerstand zu bannen und nach der auditiven Läuterung ihre ZuhörerInnen erfrischt und in einem glückseligen Schwebezustand zurück in den Alltag zu entlassen.

Hope Sandoval And The Warm Inventions
Through The Devil Softly

Label: Nettwerk, VÖ September 2009



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Beitrag vom 23.11.2009

AVIVA-Redaktion